Kunststoffplatten Zuschnitt Kunststoffrundstab Zuschnitt Acrylglas Bearbeitung ☎ +49 (0)7131 20 32 35 0 +49(0)178 2344 702 ✉ info@technischekunststoffe24.de

Das richtige Produkt finden

Einfach Stichwort eingeben und Produkte entdecken.

Spannungsrisse vermeiden: So behandeln Sie technische Kunststoffe richtig

Spannungsrisse bei technischen Kunststoffen erkennen und vermeiden: Erfahren Sie, wie innere Spannungen, Chemikalien und mechanische Belastung zu Schäden führen – und wie Sie diese durch geeignete Werkstoffwahl, Verarbeitung und Nachbehandlung gezielt verhindern.


Spannungsrisse vermeiden: So behandeln Sie technische Kunststoffe richtig

Spannungsrisse gehören zu den häufigsten Schadensbildern bei technischen Kunststoffen – und gleichzeitig zu den am schwersten vorhersehbaren. Obwohl sie oft unauffällig beginnen, können sie die mechanische Integrität eines Bauteils massiv beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zum Totalausfall führen.

Besonders im industriellen Einsatz, wo hohe Anforderungen an Sicherheit, Beständigkeit und Lebensdauer bestehen, ist die gezielte Vermeidung von Spannungsrissen essenziell. Der folgende Beitrag zeigt, wie Spannungsrisse entstehen, welche Werkstoffe besonders gefährdet sind – und vor allem, wie man durch richtige Werkstoffwahl, Verarbeitung und Nachbehandlung langfristige Schäden zuverlässig verhindert.

Was sind Spannungsrisse?

Spannungsrisse (auch: Spannungsrisskorrosion oder Environmental Stress Cracking, ESC) sind feine, meist oberflächliche Risse in einem Kunststoffbauteil, die durch das Zusammenspiel von mechanischer Belastung und äußeren Einflüssen wie Chemikalien, Temperatur oder UV-Strahlung entstehen. Diese Risse entwickeln sich häufig unbemerkt, da sie zunächst mikroskopisch klein sind und keine unmittelbare Auswirkung auf die Funktion haben. Mit der Zeit können sie jedoch weiter wachsen und sich durch das gesamte Material ausbreiten. Besonders gefährlich ist dabei, dass Spannungsrisse oft zum plötzlichen und scheinbar unerklärlichen Bruch führen – ohne vorherige sichtbare Deformation oder Warnzeichen.

Typische Merkmale:

  • feine, linienartige Risse an der Oberfläche

  • sprödes, unelastisches Bruchverhalten

  • Versagen des Bauteils ohne sichtbare Vorankündigung

Ursachen für Spannungsrisse

1. Innere Spannungen aus der Verarbeitung

Bereits beim Spritzgießen, Fräsen oder Biegen können innere Spannungen im Kunststoff entstehen. Diese sind häufig nicht sichtbar, bilden aber die Grundlage für spätere Schäden.

2. Chemische Einflüsse

Kontakt mit Reinigungsmitteln, Ölen, Lösungsmitteln oder auch Luftfeuchtigkeit kann bestimmte Kunststoffe empfindlich machen. Besonders anfällig sind z. B. Polycarbonat (PC) und Polystyrol (PS).

3. Mechanische Dauerbelastung

Stetige oder zyklische Belastungen – z. B. durch Klemmen, Verschrauben oder Vibrationen – begünstigen das Risswachstum.

4. Temperaturwechsel

Schnelle Temperaturwechsel oder dauerhafte Temperaturbelastung können das Materialgefüge schwächen und zu Rissbildung führen.

Spannungsrisse vermeiden: Die wichtigsten Maßnahmen

Um Spannungsrisse gezielt zu vermeiden, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der sowohl die Werkstoffauswahl als auch die Verarbeitung und den späteren Einsatz berücksichtigt. Bereits kleine Optimierungen in der Konstruktion oder im Fertigungsprozess können helfen, das Risiko deutlich zu senken.

Geeignete Werkstoffwahl

Nicht jeder Kunststoff ist für jede Umgebung geeignet. Für Anwendungen mit Chemikalien oder dauerhafter Belastung sollten spannungsrissresistente Werkstoffe wie POM, PA12 oder bestimmte modifizierte PMMA-Typen gewählt werden. Auch fluorierte Polymere wie PTFE zeigen eine hohe Beständigkeit gegen chemische Einflüsse und innere Spannungen.

Spannungsarme Verarbeitung

Eine kontrollierte Verarbeitung ist entscheidend. Bereits bei der Fertigung sollten Prozesse so gestaltet werden, dass innere Spannungen minimiert werden:

  • Temperaturführung optimieren beim Spritzgießen oder Thermoformen

  • Nachglühen zur Reduktion innerer Spannungen (besonders bei PMMA, PC)

  • Scharfe Kanten vermeiden – Rundungen mindern Spannungsspitzen und fördern eine gleichmäßigere Verteilung mechanischer Kräfte

Mechanische Belastung reduzieren

Konstruktion und Montage sollten so gestaltet werden, dass lokale Überbeanspruchung vermieden wird:

  • Keine übermäßige Vorspannung bei Verschraubungen oder Klemmungen

  • Gleitlager statt Presspassungen bei beweglichen Bauteilen

  • Montagekräfte gleichmäßig verteilen, z. B. durch größere Auflageflächen oder Elastomerdichtungen

Chemikalienkontakt vermeiden oder kontrollieren

Chemische Medien wirken häufig als Katalysator für Spannungsrisse. Daher gilt:

  • Geeignete Reinigungsmittel verwenden, speziell für den jeweiligen Werkstoff

  • Dichtmittel und Schmierstoffe prüfen auf Materialverträglichkeit

  • Kontaktflächen schützen (z. B. durch Beschichtung oder Abdichtung), insbesondere bei transparenten oder druckbelasteten Bauteilen

Mit diesen Maßnahmen lässt sich die Gefahr von Spannungsrissen bereits in der frühen Entwicklungsphase stark reduzieren.

Nachträgliche Behandlung zur Spannungsreduzierung

Nach dem Bearbeiten (z. B. Fräsen, Sägen, Kleben) sollten spannungsempfindliche Kunststoffe durch Tempern nachbehandelt werden. Dabei wird das Material über längere Zeit auf eine definierte Temperatur unterhalb der Glasübergangstemperatur erhitzt. Dies ermöglicht das Ausheilen innerer Spannungen.

Beispielhafte Temperbedingungen:

Werkstoff Temperatur (°C) Dauer (h)
PMMA (Acrylglas) 70–80 2–4
PC (Polycarbonat) 120–130 2–4
PSU (Polysulfon) 150–160 3–5

Zusammenfassung

Spannungsrisse entstehen meist durch ein komplexes Zusammenspiel aus innerer Spannung, chemischen Einflüssen und mechanischer Belastung. Wer technische Kunststoffe dauerhaft zuverlässig einsetzen will, muss diese Faktoren kennen und bei Werkstoffwahl, Verarbeitung und Anwendung gezielt berücksichtigen. Eine spannungsarme Konstruktion, chemische Verträglichkeit und gegebenenfalls eine Nachbehandlung sind essenziell, um die Lebensdauer technischer Bauteile deutlich zu verlängern.

FAQ

Welche Kunststoffe sind besonders empfindlich gegenüber Spannungsrissen?

Polycarbonat (PC), Polystyrol (PS), SAN und PMMA sind besonders anfällig. Auch ABS kann bei falscher Verarbeitung empfindlich sein.

Was kann man tun, wenn bereits Spannungsrisse sichtbar sind?

In der Regel hilft nur ein Austausch. In Ausnahmefällen kann ein vorsichtiges Tempern Risse stoppen, sofern sie oberflächlich und frühzeitig erkannt werden.

Wie erkenne ich innere Spannungen?

Mit Polarisationsfiltern lassen sich innere Spannungen sichtbar machen. Alternativ helfen Erfahrungswerte oder Spannungsprüfungen mit Testflüssigkeiten.




SKZ Logo

Offizielles Mitglied des SKZ

Seit 1961 ist das SKZ kompetenter Ansprechpartner für die Kunststoffindustrie.
EPDA Logo

Offizielles Mitglied des EPDA

Die European Plastics Distributors Association ist eine Mitgliederorganisation für Kunststoffhalbzeuge.
BW Kunststoffe Logo BW Gummi Logo PTFE24 Logo technischekunststoffe24.de Logo Martan Plastik Logo Martan Plastics Logo