Technische Kunststoffe spielen in zahlreichen Anwendungen im Außenbereich eine zunehmend wichtige Rolle. Ob im Maschinen- und Anlagenbau, in der Landwirtschaft, im Fassadenbau oder in der Verkehrstechnik – sie müssen extremen Bedingungen standhalten: UV-Strahlung, Temperaturwechsel, Feuchtigkeit, mechanische Belastung und teilweise auch Chemikalien. Diese Materialien haben sich als zuverlässige, langlebige und wirtschaftliche Lösung etabliert, wenn klassische Werkstoffe wie Metall oder Glas an ihre Grenzen stoßen – sei es aus Gründen des Gewichts, der Korrosionsanfälligkeit oder der Verarbeitung.
Die Vielfalt an Kunststofftypen ermöglicht eine gezielte Auswahl für nahezu jede Anforderung im Außenbereich. Doch gerade aufgrund dieser Vielfalt ist es entscheidend, die jeweiligen Eigenschaften, Grenzen und Einsatzbereiche der Materialien zu kennen, um eine langfristig funktionale und wirtschaftlich sinnvolle Lösung umzusetzen.
Im Außenbereich sind Kunststoffe deutlich stärkeren Beanspruchungen ausgesetzt als in geschützten Innenanwendungen. Sie müssen nicht nur funktional bleiben, sondern auch optisch stabil – über Jahre hinweg. Die wichtigsten Anforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
UV-Beständigkeit: Sonnenlicht – insbesondere die UV-Strahlung – kann Kunststoffe spröde, brüchig oder vergilbt machen. Ein geeigneter UV-Schutz (z. B. Additive oder Beschichtungen) ist daher entscheidend für die Lebensdauer.
Temperaturresistenz: Kunststoffe im Außenbereich müssen sowohl extremen Minusgraden als auch intensiver Sommerhitze standhalten können. Dabei darf es weder zu Verformungen noch zu Versprödungen kommen.
Witterungsfestigkeit: Neben UV-Strahlen wirken auch Regen, Schnee, Eis, Wind und Feuchtigkeit kontinuierlich auf das Material ein. Gute Außenkunststoffe dürfen weder aufquellen noch auskreiden oder reißen.
Mechanische Belastbarkeit: Bei Konstruktionen wie Dächern, Fassaden oder technischen Einhausungen sind Stoßfestigkeit und Formstabilität ebenso wichtig wie Elastizität.
Chemikalienbeständigkeit: In industriellen Umgebungen oder in der Landwirtschaft können Reinigungsmittel, Düngemittel oder Abluftbestandteile den Kunststoff angreifen. Eine chemische Resistenz erhöht die Nutzungsdauer erheblich.
Ein technisch geeigneter Kunststoff für den Außeneinsatz vereint im Idealfall mehrere dieser Eigenschaften – und kann je nach Anforderung zusätzlich modifiziert werden.
Nicht alle Kunststoffe eignen sich für eine dauerhafte Nutzung im Freien. Die folgenden Werkstoffe haben sich im Außeneinsatz besonders bewährt:
Polycarbonat ist extrem schlagzäh, hoch transparent und bietet eine sehr gute Witterungs- sowie UV-Beständigkeit (je nach Ausführung mit UV-Schutzbeschichtung). Es wird bevorzugt für Dachverglasungen, Schutzscheiben, Lichtkuppeln und Maschineneinhausungen im Freien eingesetzt.
Hochdichtes Polyethylen ist beständig gegen Wasser, viele Chemikalien und Witterungseinflüsse. PE-HD wird oft für Tanks, Behälter, Verkleidungen, Konstruktionsplatten oder Abdeckungen genutzt. UV-stabilisierte Varianten (z. B. mit Rußanteil) sind im Außeneinsatz besonders langlebig.
PP zeigt eine gute Witterungsbeständigkeit und chemische Resistenz. Mit entsprechenden Additiven (Ruß, UV-Stabilisatoren) eignet es sich für Außenverkleidungen, Abluftsysteme oder Agraranwendungen.
Polyamide sind für den Außeneinsatz nur bedingt geeignet, da sie Wasser aufnehmen. Mit speziellen Modifikationen (z. B. glasfaserverstärkt, UV-stabilisiert) kommen sie in technischen Bauteilen im Außenbereich zum Einsatz.
POM ist formstabil, hart und verschleißfest. Es zeigt eine gute Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und viele Chemikalien. Für dauerhaft UV-exponierte Anwendungen ist es allerdings nur begrenzt geeignet.
PVC bietet eine gute Witterungs- und Chemikalienbeständigkeit. Es wird im Außenbereich beispielsweise für Rohrleitungen, Fassadenverkleidungen und Konstruktionsprofile verwendet. Durch Zusätze wie Titandioxid kann die UV-Beständigkeit deutlich erhöht werden.
Kunststoff | UV-Beständigkeit | Temperaturbereich | Mechanische Eigenschaften | Chemikalienbeständigkeit | Typische Anwendungen |
---|---|---|---|---|---|
Polycarbonat | sehr gut (mit UV-Schutz) | -40 bis +120 °C | sehr schlagzäh | mittel | Lichtabdeckungen, Schutzverglasungen |
PE-HD | gut (UV-stabilisiert) | -50 bis +80 °C | zäh, flexibel | sehr gut | Tanks, Platten, Behälter |
PP | gut (mit Additiven) | 0 bis +100 °C | steif, gute Chemikalienfestigkeit | sehr gut | Agrartechnik, Abdeckungen |
PA6 / PA6.6 | mittel (modifiziert) | -40 bis +100 °C | hochfest, abriebfest | mittel | Funktionsteile, Zahnräder |
POM | begrenzt | -40 bis +100 °C | hart, formstabil | gut | Lager, Führungen |
Hart-PVC | gut (mit Additiven) | -10 bis +60 °C | hart, biegesteif | gut | Profile, Verkleidungen |
Für eine lange Lebensdauer technischer Kunststoffe im Außenbereich sind nicht nur die Materialeigenschaften entscheidend, sondern auch eine sachgemäße Lagerung und fachgerechte Verarbeitung. Fehler in diesen Bereichen können selbst hochwertige Kunststoffe vorzeitig altern lassen oder sogar unbrauchbar machen.
Die wichtigsten Punkte zur Lagerung:
Sonnengeschützt und trocken: UV-Strahlung und Feuchtigkeit können bereits bei der Lagerung Schäden verursachen. Materialien sollten daher in geschlossenen, belüfteten Räumen oder unter Planen gelagert werden.
Eben und spannungsfrei: Plattenware und Profile sollten flach und ohne mechanische Belastung gelagert werden, um Verformungen zu vermeiden.
Bei der Verarbeitung gelten folgende Grundsätze:
Thermische Ausdehnung berücksichtigen: Materialien wie PE oder PP dehnen sich bei Hitze stärker aus als Metalle. Ausreichend große Dehnfugen oder bewegliche Befestigungen verhindern spätere Schäden.
Geeignete Werkzeuge verwenden: Die Bearbeitung sollte mit passenden Werkzeugen (z. B. mit scharfen Klingen oder speziellen Fräsern) erfolgen, um saubere Schnittkanten ohne Mikrorisse zu gewährleisten.
Kantenbearbeitung nicht vernachlässigen: Ungenügend bearbeitete Kanten können zu Spannungsrissen führen, insbesondere bei Schlagbeanspruchung oder Temperaturschwankungen.
Befestigung ohne Spannung: Schrauben oder Klemmen dürfen keine Spannung in die Kunststoffplatte einleiten. Ideal sind Langlöcher und Gummipuffer zur Entkopplung.
Durch diese Maßnahmen lässt sich die Funktionalität und optische Qualität technischer Kunststoffe im Außenbereich deutlich verlängern.
Die Auswahl technischer Kunststoffe für den Außeneinsatz erfordert nicht nur Wissen über das Material, sondern auch über den konkreten Einsatzkontext. Werkstoffe wie Polycarbonat, PE-HD, PP oder Hart-PVC haben sich aufgrund ihrer Beständigkeit gegen UV-Strahlung, Feuchtigkeit und mechanische Einflüsse vielfach bewährt. Dennoch muss jeder Einsatz individuell betrachtet werden – etwa in Hinblick auf Temperaturextreme, Reinigungsmittel oder optische Anforderungen.
Nicht zuletzt spielen auch Verarbeitungsqualität und Montage eine entscheidende Rolle für die Langzeitbeständigkeit. Wer hier auf hochwertige Materialien setzt und diese korrekt verarbeitet, erhält langlebige, wirtschaftliche und wartungsarme Lösungen im Außenbereich – ganz gleich ob im Industriebau, Gartenbau oder Maschinenbau.
Welcher Kunststoff ist besonders UV-beständig?
Polycarbonat mit UV-Schutzbeschichtung und schwarz eingefärbtes PE-HD gelten als sehr UV-beständig.
Welche Kunststoffe eignen sich für den Einsatz im Gartenbau?
PE-HD und PP sind ideal für Bewässerungssysteme, Verkleidungen oder Konstruktionshilfen.
Sind technische Kunststoffe recyclebar?
Viele technische Kunststoffe sind prinzipiell recyclingfähig, allerdings oft nur sortenrein und mit Einschränkungen im Industrieprozess nutzbar.